Zwei junge Musiker aus den USA legen mit ‚Legacy‘ ihre zweite Piazzolla-CD vor. Darauf sind sehr bekannte Titel mit weniger bekannten gut gemischt. Im Zentrum stehen die 'Cuatro estaciones porteñas', die Vier Jahreszeiten....[Tomas Cotik] ist zweifellos ein guter Geiger mit einer langen Erfahrung in Kammermusik und Orchesterspiel und hat darüber hinaus über die interpretatorische Aspekte bei Schubert promoviert. Zusammen mit seinem Duopartner versteht er Piazzolla offensichtlich vor allem als klassischen Komponisten und legt sein Hauptaugenmerk auf die klangliche und technische Sauberkeit im Spiel – Sympathisch ist, dass die Musiker auch Titel mit aufgenommen haben, die weniger bekannt sind ('Escuardo', 'Vardarito', 'Fracanapa'). Dafür ist aber auch das unvermeidliche 'Adiós Nonino' mit dabei. Gerade hier wirkt die zurückgenommene Art der Interpretation aber sympathisch – das Stück ist an sich schon so emotional an der Grenze zur Sentimentalität, dass man da interpretatorisch nicht noch etwas obenauf satteln sollte. Auch die 'Balada para un loco' rührt an, vor allem durch den gesprochenen Text des uruguayischen Poeten Horacio Ferrer, wobei der Sprecher das typische Spanisch eines ‚Che‘ (wie die Argentinier wegen ihres italianisierten Spanisch in Lateinamerika genannt werden) benutzt und damit auf die Emotionen der Musik, die hier eher im Hintergrund agiert, noch eine besondere Farbe draufsetzt. Elisabeth Deckers